Nachhaltiges Bauen

Die zentralen Handlungsfelder der allgemeinen Nachhaltigkeitsstrategie, Ressourcenschutz, Klimaschutz und Ausbau der zukunftsfähigen Energieversorgung, setzten auch im Bauwesen eine differenziertere Betrachtung der Bauweisen voraus, denn die Energie und Rohstoffproduktivität in Deutschland umfasst etwa ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen. Dabei muss der gesamte Lebenszyklus von Gebäuden, von der Rohstoffgewinnung und dem Bau, über die Nutzung und Erneuerung, bis hin zum Rückbau und Abbruch betrachtet werden.

Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, steht bereits eine Vielzahl von Baustoffen wie Lehmerden, Holz- und Cellulosebaustoffe oder Stroh, zur Verfügung, welche lokal und mit geringem Primärenergieeinsatz gewonnen, hergestellt und verarbeitet werden können und zudem umwelt- und gesundheitsverträglich sind. Außerdem tragen diese Baustoffe wieder dazu bei, einen Bezug zwischen dem Bauenden, dem Bauwerk und dem Baustoff an sich und der Umwelt herzustellen.

 

Kreislaufwirtschaf

Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft schließt das Nachhaltigkeitsprinzip ein und kann als Grundlage gesehen werden. Eingesetzte Rohstoffe sollen über den Lebenszyklus eines Produktes hinaus wieder vollständig in den Produktionsprozess (Stoffkreislauf) zurückgeführt werden. Vorbild ist der Stoffkreislauf der Natur, der ohne Abfälle und Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen auskommt. Zum Erhalt des Stoffkreislaufes gehört ein kluger Umgang mit natürlichen Rohstoffen, Aufarbeitung ohne Abfälle, Verringern der Stoffströme, sowie Langlebigkeit sind notwendige Ansätze, denn allein Rohstoffe zu sparen, reicht nicht aus.

Alle Bauteile sollten sich entweder als Verbrauchsgüter in biologische Kreisläufe überführen oder in einfachen technischen Kreisläufen wieder verwenden lassen.

Fakten und Zahlen

Ein Beispiel für den Gesamtenergieaufwand anhand von Außenwanddämmungen, (berücksichtigt ist die Herstellung, Transport und Einbau auf der Baustelle; nicht berücksichtigt sind die Aufwendung für das Recycling):

Energieverbrauch pro m² Wandfläche mit einem U-Wert 0,15 W/(m².K)

Polystyrol-Platten 100kWh

Cellulosedämmung 20 kWh

Stroh 3 kWh

Ein Beispiel für eine CO2-Bilanz anhand von Bio-Kraftstoffen (bzw. Bau- oder Möbelholz), welche aus den Rodungen von Regen- und Urwäldern (Sibirien) hervorgehen (nicht berücksichtigt ist der Transport der Rohstoffe):

1 Hektar Regenwald speichert 300t CO2

1 Hektar Palmölplantage nur 40t CO2

 

 

Baubiologie 

Baubiologie umfasst die Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen dem Menschen und seiner gebauten Umwelt. Für ein Gebäude an sich bedeutet dies, ein wohngesundes, schadstofffreies und möglichst natürliches Raumklima für den Aufenthalt des Menschen zu gewähren.

Eine Grundlage dafür ist die Wahl und die Art der Anwendung von Baustoffen. Beispielsweise können diese ohne zusätzlichen technischen Aufwand, entsprechend ihrer Eigenschaften, den Klimahaushalt im Gebäude beeinflussen und regulieren. Geeignet sind Baustoffe, die Wärme und Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben oder transportieren können, ohne dabei konstruktiven Schaden zu nehmen oder zu verursachen. Eine anerkannte Anwendung für den Transport von Feuchte ist die diffusionsoffene Bauweise der Außenwände, durch die überschüssige Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf durch die Konstruktion gelangen kann.

Zudem sollten die Baustoffe von Natur aus schadstofffrei und nachhaltig in ihrer Gewinnung oder Herstellung sein.

 

Stichpunkte zur Umsetzung für den Bauenden

Baustoffe können umwelt- und ressourcengerecht sowie recyclingfähig gewonnen und hergestellt werden. Fachgerecht angewandt, beeinflussen sie das Wohnklima, sind langlebig und individuell einsetzbar. Ziel ist es, diese Baustoffe bereits mit der Planung zu aktivieren und in der nachfolgenden Gebäudeausführung zur Anwendung zu bringen.

Viele dieser Baustoffe sind nicht industriell vorgefertigt und können handwerklich auf der Baustelle verarbeitet werden. Dies ermöglicht dem Selbstbauer ein breites Spektrum an Eigenleistungen, welche Kosten senken und regulieren können. Schon während der Planung können Eigenleistungen in entsprechend einfachen Konstruktionsaufbauten berücksichtigt werden. Kosten können auch durch einen stufenweisen Ausbau und/oder reduzierten Ausbaustandard reguliert werden.

Um eine dauerhafte energieeffiziente Nutzung zu ermöglichen, wird ein Energiekonzept erstellt. Dabei können Ordnung, Gebrauch und Charakter des Gebäudes und seiner Räume auf die Energiequelle und das Nutzungsverhalten abstimmt werden.

Neben der effektiven Nutzung von Materialien für den Neubau ist es auch nötig, den Bestand zu verwenden und zu sichern. Dabei kann dem ursprünglichen Bestand durch bauliche oder konzeptionelle Anpassung eine neue Nutzung zukommen. Bestehende Gebäude und Räume oder Strukturen, Materialien und Baustoffe sollen in der Planung berücksichtigt und in der Ausführung wieder verwendet werden.

 

Natürliche Baustoffe 

Lehmerden und Tone – für Putze, gebrannte und ungebrannte Steine, Blähtone (Zuschlag), etc

Kalk - für Kalkputze/-mörtel und -böden, Kalk (Zuschlag)

Holz - für Konstruktionsvollholz, Holzwerkstoffe, Holzfaserplatten (Dämmung), Hackschnitzel, etc

Stroh - für Bau-Strohballen (Dämmung), Stroh (Zuschlag)

Hanf - für Hanfmatten (Dämmung), Hanfschäben (Zuschlag)

Cellulose - für Cellulose (Dämmung)

uvm.

 

Neben dem ökologischen Vorteil natürlicher Baustoffe besteht durch leichten Zugang, die einfache Aufbereitung oder durch regionale Verfügbarkeit der Rohstoffe auch ein ökonomischer Vorteil.